Reisebericht Ela Bartl
Wenn ich an die Reise nach Indien zurückdenke, bin ich zutiefst berührt und sehr dankbar, diese Reise angetreten zu haben. Diese Reise war definitiv kein Urlaub, aber die intensivste und emotionalste Reise, die ich bisher angetreten habe.
Als mein Mann und ich das Angebot erhalten haben, mit nach Indien zu fliegen, war ich sofort überzeugt. Ich liebe das Reisen und das Eintauchen in die Kulturen der anderen Länder. Nach Indien hatte ich mich aber bisher nie getraut. Daher war ich umso mehr überzeugt, dass ich diese Gelegenheit nutzen kann, um Indien kennenzulernen. In erster Linie wollte ich wissen, wie die Menschen vor Ort wirklich sind. Während meiner Tätigkeit als Verkäuferin am Flughafen München hatte ich die indische Bevölkerung als eher einnehmend und misstrauisch empfunden. Ich kannte allerdings nur die Passagiere, die Richtung Delhi flogen. Diese ersten Eindrücke wollte ich durch diese Reise bestätigt wissen oder mich eines Besseren belehren lassen.
Meine Beobachtungen sollten sich komplett ins Gegenteil umkehren: Ich war vollkommen überwältigt über den herzlichen Empfang vor Ort. Noch nie bin ich als komplett fremde Person so herzlich begrüßt worden.
Zu Beginn der Reise hatte ich Sorgen, wie es sein wird mit der Armut vor Ort konfrontiert zu sein. Bisher kannte ich diese nur aus dem Fernsehen. Ich wusste aber, dass es sicherlich kein Leichtes sein wird, mit all der Armut und all dem Leid direkt konfrontiert zu sein. Indien war eine emotionale Achterbahnfahrt. Freud und Leid, Armut und Reichtum liegen hier so nah beieinander, dass man es nur schwer verarbeiten kann.
Die Offenheit, die uns die Menschen vor Ort entgegengebracht haben, hat mich schier umgehauen. Kinder, die mich nicht kennen, haben mit mir getanzt, als würden wir uns schon Jahre kennen. Bei den Kindern war auch ein sehr schüchternes Mädchen dabei. Anfangs war es schwer, Kontakt zu ihr aufzubauen. Aber als wir zusammen mit einem Luftballon spielten – und man muss dazu sagen, sie war elf Jahre alt – ist sie innerhalb von Sekunden aufgeblüht und war wie ausgewechselt: sie war frech, sie hat viel gelacht, sie hat sich immer wieder neue Tricks ausgedacht. Wir hätten noch zwei Stunden spielen können, es wäre ihr nicht langweilig geworden. Ich war zudem erstaunt wie respektvoll und freundlich die Kinder untereinander waren: Egal welchen Alters, sie waren wie eine große Familie, die zusammenhält.
Die Art wie die Kinder uns begrüßt und verabschiedet haben, so voller Lebensfreude – und das obwohl sie nicht viel haben – hat mich sehr ehrfürchtig gemacht. Diese Erfahrungen haben mich geerdet und mir aufgezeigt, was wirklich wichtig ist im Leben.
Ich habe auf dieser Reise so viele tolle Bekanntschaften gemacht. Die Pfarrer vor Ort leisten eine immense und so wertvolle Arbeit. Sie kennen jeden Einzelnen, den der Verein finanziell oder existentiell unterstützt und können genau abschätzen, wer was braucht. Vor Ort gab es viele Situationen, bei denen man als Neuling komplett überfordert ist. Aber die Pfarrer und das gesamte Team von Hoffnung für Menschen sind da und haben einen guten Einblick. Sie haben uns beraten und nach Lösungen gesucht, die für alle Beteiligten die beste Lösung ist. Die gesamte Organisation war in meinen Augen mehr als perfekt.
Einen großen Dank an alle Beteiligten für eure Mühe und euren Einsatz. Ich habe größten Respekt vor eurer Arbeit, die keine reine Arbeit ist, sondern Leidenschaft und Herzblut. Ich werde den Verein so gut es geht ebenfalls unterstützen. Diese Reise nach Indien wird nicht die letzte gewesen sein.
Rommpananti!